Alle die mit uns auf Zeitreisen gehen, müssen Männer mit Bärten sein: All Walls Must Fall (PC, inbetweengames, 2017)

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Das Logo des Spiels (Quelle: inbetweengames.com)

Heute gibt es zur Abwechslung wiedermal ein aktuelles Spiel, das natürlich auch wieder ein paar klassische Vorbilder hat:

“All Walls Must Fall” (ab jetzt AWMF) ist ein Taktik-/Strategiespiel, angesiedelt in einem alternativen Berlin im Jahre 2089, in einer Welt in der der kalte Krieg nie endete und die Mauer bis heute steht. Ihr übernehmt die Rolle des etwas grobschlächtigen Zeitagenten Kai, der 10 Stunden in die Vergangenheit zurückversetzt wird um eine nukleare Katastrophe zu verhindern.

Vom Moment Eurer Ankunft an müsst Ihr Euch Zutritt zu einem Nachtclub nach dem anderen verschaffen und jeweils bestimmte Ziele erreichen, die Euch zu Beginn jeder Mission von einer mysteriösen Gestalt genannt werden. Die Bandbreite der Aufträge reicht vom Finden bestimmter Gegenstände über das Sammeln von Informationen, Hacken von Computern, bis hin zu kaltblütigen Liquidierungen. Um die Aufträge zu erledigen lauft, sprecht, sucht, ballert, hackt, versteckt, sprintet und tanzt (Ja, tanzt!) Ihr durch die Clubs, und zwar immer im Takt zur treibenden Elektro-Musik, die zum Teil von diversen DJs der Berliner Clubszene, zum Teil von Videospielmusikern aus aller Welt stammt. Ein sehr schönes Feature, wie ich finde, zumal die Musik sehr viel zur Atmosphäre beiträgt!

Hier gilt es das Ziel beim Tanzen in ein Gespräch zu verwickeln (Quelle: inbetweengames.com)

Das isometrische Gameplay von AWMF erinnert an Klassiker wie X-Com oder (natürlich) Syndicate und verläuft, wie diese Vorbilder, prinzipiell rundenbasiert. Das bedeutet, Ihr legt eine bestimmte Aktion fest, bestätigt sie ggfs. und könnt sie, einmal ausgeführt, nicht mehr beeinflussen. Vorerst. Denn hier greift nun ein besonderes Feature: Die Manipulation der Zeit. Solltet ihr z.B. bei einem Feuergefecht getroffen worden sein, könnt ihr, genug Zeitreserven vorausgesetzt, Aktionen auch wieder rückgängig machen. Dabei steht Euch zunächst nur die simple Möglichkeit, die Zeit global zurück zu drehen, zur Verfügung. Im Shop sind aber neben allerlei Waffen, deren Upgrades und Verbesserungen für den Protagonisten auch weitere Fähigkeiten verfügbar, mit denen Ihr z.B. alle außer Kai oder nur Kai in der Zeit zurück versetzen könnt. So könnt ihr Euch z.B. effektiv teleportieren, indem ihr mit Kai an einem Sicherheitsscanner vorbei in einen Raum stürmt und dann die Zeit um Kai herum zurückdreht, um den Scanner wieder in einen unalarmierten Zustand zurück zu versetzen.

Der Shop, in dem man Waffen kaufe/aufrüsten und den eigenen Agenten verbessern kann (Quelle: inbetweengames.com)

Jede Aktion verbraucht eine bestimmte Menge an Zeitenergie, die durch das Erkunden neuer Räume, erfolgreich geführte Dialoge, erledigte Aufgaben und gewonnene Feuergefechte wieder aufgefüllt werden kann. Letztere werden, nachdem der jeweils letzte Gegner gefallen ist, nochmal in einer sehr dynamischen Sequenz gezeigt. Dabei kommt die teilweise zerstörbare Umgebung auch schön zur Geltung.

Ein sehr heftiges Feuergefecht mit zahlreichen Gegnern (Quelle: inbetweengames.com)

Viele Scharmützel lassen sich aber von vorne herein vermeiden, wenn es Euch gelingt, in einem Dialog/Verhör eine bestimmte Emotion (Angst, Koketterie oder Respekt) bei einem Türsteher, Barkeeper oder anderem Gesprächspartner in einem Dialog so zu verstärken, dass er das tut, was ihr möchtet, also Euch beispielsweise irgendwo hinein oder Euch unbehelligt Eurer Wege ziehen lässt. Die Idee ist nicht nur ganz pfiffig, die Dialoge bringen auch nach und nach Licht in die Anfangs noch recht undurchsichtige Story. Was nicht unwichtig ist, denn offenbar scheint unser mysteriöser Auftraggeber nicht immer ganz ehrlich und wir mehr zu sein als nur dessen Handlanger…

Ein Dialog, hier ist Feingefühl gefragt um das Gegenüber nicht zu verärgern (Quelle: inbetweengames.com)

AWMF wurde erfolgreich über Kickstarter finanziert und ist für Windows, MacOS und Linux als Early Access-Titel erhältlich. Aus diesem Grund möchte ich hier kein endgültiges Review draus machen, sondern es dabei belassen dass das stimmungsvolle Spiel bereits jetzt echt Spaß macht, jede Menge Potenzial hat, das eine oder andere aber auch noch verbesserungswürdig ist. So mangelt es dem Setting trotz zufällig generierter Level etwas an Abwechslung und es ist oft nicht eindeutig, welche der noch etwas repetitiven Antworten in den Dialogen welchen Effekt haben werden. Aber das Entwicklerstudio inbetweengames, gegründet von 3 ehemaligen Mitarbeitern bei YAGER (“Yager”, “Spec Ops: The Line”), hat ein offenes Ohr für die Community und arbeitet aktiv an der weiteren Verbesserung des Spiels!

Also dreht die Lautstärke hoch, schaut Euch das Video an, bildet Euch eine Meinung und wenn es Euch gefällt, holt es Euch auf itch.io oder Steam!

P.S.: Vielen Dank für den Key geht nochmal an Jan David Hassel, den Designer von inbetweengames!

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