YesterPlay: Lotus: The Ultimate Challenge (MS-DOS, Magnetic Fields Productions, 1993)

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Box der englischen Diskettenversion von “Lotus: The Ultimate Challenge” für MS-DOS (Quelle: Mobygames)

Da mir momentan etwas die Zeit für neue Aufnahmen fehlt, gibt es heute mal wieder etwas aus dem älteren Youtube-Bestand: “Lotus: The Ultimate Challenge”

Die “Lotus”-Reihe war in meinen Augen immer ein Aushängeschild für klassische, daheim spielbare Rennspiele im Stil von “OutRun“, “Hang-On” und Konsorten. Arcadefeeling für die Couch oder den Schreibtisch, sozusagen! Die drei Titel umfassende Serie wurde auf diversen Heimcomputersystemen und Konsolen veröffentlicht, am erfolgreichsten waren mit Abstand die Versionen für Amiga, Atari ST und Mega Drive, gerade auf den 16-Bit-Heimsystemen waren die “Lotus”-Spiele meist eine echte Augen- und Ohrenweide!

Eine Waldstrecke in “Lotus: The Ultimate Challenge” (Quelle: Mobygames)

Das erste Mal konnte ich eines der Spiele, welchen Teil der Trilogie weiß ich nicht mehr, auf dem Amiga 500 eines Freundes bewundern. Mein erstes eigenes “Lotus” sollte etwas später dann die Mega-Drive-Version dieses Titels hier werden, die dort “Lotus II: RECS” hieß. Am Amiga und Atari war das bereits der dritte Teil und entsprechen nannte er sich dort auch “Lotus III: The Ultimate Challenge”, das Spiel hat damit auf fast jeder Plattform eine andere Nummerierung.

Der Streckeneditor “RECS” (Quelle: Mobygames)

“Lotus II: RECS” war, soweit ich mich erinnern kann, das erste Rennspiel dass ich spielte, dass einen “Streckeneditor” bot. Dieser nannte sich titelgebend R.E.C.S. (Racing Environment Construction System) und erstellte anhand diverser einzustellender Parameter eigenständig eine Strecke, die als 11-stelliger Code angezeigt wurde und als solcher jederzeit überall wiederherstellbar war. Ein sehr ähnliches (Seed-)System wird z.B. noch heute bei diversen Spielen verwendet, um Strecken oder Welten zu generieren, ein aktuelleres Beispiel dafür ist das futuristische Rennspiel “Distance” und sein Streckeneditor “Trackmogrify”.

Wie auf deutschen Autobahnen: Überall Baustelle (Quelle: Mobygames)

Die Soundqualität fällt, wie kaum anders zu erwarten, in den Versionen für PC und Atari ST leider weit hinter die Amiga- und die Mega-Drive-Version zurück. Grafisch sind alle ziemlich gleich auf, ebenso steuern sie sich alle hervorragend. Der PC-Version fehlen ein paar Elemente, die in den anderen vorhanden sind, z.B. Baumstämme, über die man springen kann. Dafür wurde hier der Lotus Esprit Turbo SE durch den auf dem Cover zu sehenden Esprit S4 ersetzt. Allen Versionen wieder gemein ist, dass man sich leider für entweder Soundeffekte oder Musik während des Rennens entscheiden muss, beides gleichzeitig ging leider nicht. Auch nicht in der Wiederveröffentlichung auf CD 1996, da wurde nur das Handbuch als PDF samt Reader mit auf die CD gepackt, das Spiel entsprach 1:1 der 3 Jahre alten Diskettenversion.

“Top Gear” auf dem SNES, der spirituelle Nachfolger der “Lotus”-Serie (Quelle: Mobygames)

Leider sollte diese auch die letzte Veröffentlichung aus der klassischen “Lotus”-Serie werden, das 2001 für PC, Playstation 2, Gamecube und Xbox veröffentlichte “Lotus Challenge” hat zwar auch die Lotus-Lizenz, mit den ursprünglichen Spielen Spielen aber ansonsten nichts mehr gemeinsam. Als zumindest geistigen Nachfolger der Original-Serie könnte man die von Gremlin Interactive auf dem SNES gestartete “Top Gear”-Reihe betrachten, deren zweiter Teil auch auf Amiga und Mega Drive veröffentlicht wurde und die viele Elemente aus “Lotus” übernahm.

Das Spiel ist für den PC nur noch (recht selten) auf dem Gebrauchtspielemarkt oder auf diversen Abandonware-Seiten zu bekommen, einen digitalen Re-Release wird es vermutlich u.a. wegen der Rechte an der Marke “Lotus” in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Schade, denn damit drohen gleich mehrere Meilensteine der Rennspielhistorie mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten.

P.S.: In den Kommentaren kam die Frage auf, ob die PC-Version mit einem Roland-MIDI-Synthesizer nicht vielleicht sogar besser als die Amiga-Version klingen würde.

Der CM-32L-MIDI-Synthesizer von Roland mit zusätzlicher Soundeffektbank für Spiele

Das Spiel unterstützt den internen LAPC-I (als Steckkarte) oder den externen CM-32L von Roland, die im Gegensatz zum MT-32 über eine zusätzliche Soundbank mit Soundeffekten verfügten und deshalb primär für Verwendung mit Spielen ausgelegt waren. “Lotus” nutzte diese Effekte zum Teil sehr eindrucksvoll, man beachte z.B. den Wind auf der Strecke! Es ist zwar auch möglich, das Spiel mit dem MT-32 zu spielen, die Effekte klingen damit aber sehr seltsam.

Ich habe ein zweites Video unter dem ursprünglichen verlinkt, wie man darin hören kann, klingt das Spiel über den CM-32L auch deutlich anders als über Adlib oder Soundblaster. Ob es nun besser klingt als auf dem Amiga ist vermutlich Geschmackssache, ich kann mich nicht wirklich festlegen, was mir besser gefällt, es klingt beides sehr gut!

3 Kommentare

  1. Ich schau mir die Versionen mal an. Ich hab mich (vor allem HIER) mal zum Thema MT-32 eingelesen und eben nachgeschaut: Lotus 3 unterstützt MT-32. Damit sollte es vielleicht sogar besser klingen als auf dem Amiga?

    1. Stimmt, das unterstützt den MT-32. Ich kann mich aber nicht entscheiden, ob ich Soundblaster/Adlib oder MT-32 besser finde. Jedenfalls kommt beides nicht ganz an den Amiga heran, finde ich. Ich bastele nochmal ein kurzes Video mit MT-32-Sound und schiebe das nach, dann kann jeder für sich entscheiden, was ihm besser in den Ohren klingt.

  2. Ich habe die Serie geliebt. Leider konnte ich sie nur bei meinem Freund Markus spielen, der das Glück hatte einen Amiga zu besitzen. Glücklicherweise war ich oft zu besuch, um den 2. Teil der Serie im Split-Screen zusammen mit ihm genießen zu dürfen. Natürlich bin war ich nicht nur bei ihm um Lotus II zu spielen. Wäre ja unhöflich. Gab schließlich genügend weitere Amiga-spiele ;-P

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