YesterPlay: Rayman (MS-DOS, Ubisoft, 1995)

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Boxart von “Rayman” für MS-DOS (Quelle: wikipedia.org)

In den 1990ern kamen einige sehr schöne und gute Jump ‘n’ Runs, wie Plattformer damals noch landläufig genannt wurden, heraus. Die damals frisch erschienenen 16-Bit-Konsolen und die darauf folgenden 32-Bit-Systeme ließen die Helden in diesen Spielen nicht nur grafisch Quantensprünge machen, sondern erweiterten auch das Gameplay um diverse neue Kniffe, die weit über das simple auf Gegner drauf und über Hindernisse drüber zu springen hinaus gingen.

Ein Paradebeispiel für ein solches Spiel ist “Rayman”, das nach einer bewegten Entwicklungsgeschichte damals für diverse Plattformen veröffentlicht wurde. Ursprünglich als Spiel für den Atari ST geplant, wandte sich das Team um “Rayman”-Erfinder und Spieldesigner Michel Ancel, der auch für “Beyond Good & Evil” verantwortlich zeichnete, schon bald der geplanten CD-Erweiterung für Nintendos SNES zu. Diese wurde bekanntlich nie veröffentlicht und das Team schwenkte erneut in Richtung Atari um, da deren Jaguar in den frühen 90ern die einzige Konsole zu sein schien, die “Rayman” in der gewünschten Grafikpracht wiedergeben konnte. Erste Werbungen für das Spiel priesen es damals gar als Exklusivtitel für Ataris Jaguar an. Doch schon bald wurde Ancel klar, dass Sonys Playstation dank ihrer Leistung und der CD als Speichermedium die definitive Plattform sein würde, auf der er “Rayman” veröffentlichen wollte. Und so kam es schlussendlich auch. Und obwohl das Spiel wegen seiner 16-Bit-Ursprünge noch in 2D war, während die ersten 3D-Spiele auf der Playstation die Spieler weltweit begeisterten, konnte es eine sehr große Fangemeinde aufbauen und jede Menge positiver Kritiken sammeln.

Nach kurzer Uneinigkeit und einem schnellen, sprichwörtlichen Hauen und Stechen nun gute Freunde: Rayman und die Mücke Bzzit (Quelle: gog.com)

Und das nur zu recht, “Rayman” war seinerzeit gleichzeitig die Krönung und der denkbar schönste Abgesang an die 2D-Plattformer, den man sich wünschen konnte! Das Spiel spiegelt in jedem Aspekt unglaublich viel Liebe zum Detail wieder, angefangen bei der wunderschönen und handgezeichneten Grafik, den abwechlungs- und einfallsreichen Leveln, über die fantastischen Animationen bis hin zur hinreißenden Musik von CD! Schaut Euch beispielsweise nur mal die Sequenz nach dem ersten Bosskampf an, in der Rayman und die Mücke nach einer kurzen Auseinandersetzung Freundschaft schließen – man kann einfach gar nicht anders als dieses Spiel zu lieben! ❤

Ein Screenshot der unfertigen SNES-Version des Spiels, die Ende 2016 wieder auftauchte, nachdem Michel Ancel sie fast 25 Jahre für verschollen hielt. (Quelle: raymanpc.com)

Ein so populäres Spiel blieb damals natürlich eher selten auf ein einziges System beschränkt und so bekamen auch Segas Saturn, der PC, Nintendos Gameboy Color und Advanced und sogar Pocket PCs (Handheldgeräte auf denen Windows CE läuft) jeweils sehr gute Umsetzungen spendiert. Und auch Ataris Jaguar bekam doch noch sein “Rayman” und damit eines der besten Spiele, die auf der kläglich gescheiterten Plattform je erschienen. Versionen für Panasonics 3DO und Segas 32X waren angekündigt, wurden aber verworfen. Inzwischen wurde das Spiel auch auf Android- und iOS-Smartphones und auf Nintendos DS portiert, 2017 fand sogar noch der unfertige Prototyp der SNES-Fassung seinen Weg ins Internet, mit dem Segen seines Erfinders. Zahlreiche Nachfolger, in 3D und später auch wieder in 2D, sowie einige Spin-offs begeisterten bis heute gut zwei Generationen von Spielern.

Eingesperrte Electoons, die es überall zu befreien gilt (Quelle: gog.com)

Ich kam mit “Rayman” damals auf dem PC das erste mal in direkten Kontakt. Das Spiel war mir aus Magazinen zwar schon bekannt, spielen konnte ich es aber erstmals als Demo, die auf irgendeiner Heft-CD, die einem dieser Magazine bei lag, enthalten war. Diese sollte eine ganze Weile die einzige Möglichkeit bleiben, den gliedmaßenlosen Helden zu spielen, bis ich in der Kollektion “Gold Games 4” von Top Ware endlich auch die Vollversion bekam. Inzwischen hatte sich aber mein Fokus etwas weg von den klassischen 2D-Plattformern hin zu härteren, düstereren Spielen verschoben, später kamen andere Systeme und unzählige andere Spiele dazu und dazwischen. Und so kam es, dass ich, zu meiner Schande, das erste “Rayman” bis heute nicht durchgespielt habe.

Leider hat das Spiel in einer kurzen Twitterumfrage ganz knapp gegen das erst kürzlich erschienene “Sam’s Journey” verloren, sonst wäre “Rayman” mein Kandidat für den Plattform-Februar in Goldfuchs’ Challenge #PileofNothing geworden, nichts desto trotz beabsichtige ich das  Spiel in naher Zukunft endlich mal gebührend zu würdigen und es endlich mal durch zu spielen!

“Rayman Forever” ist bei GOG erhältlich.

Wer die Gelegenheit bis heute auch noch nicht hatte, kann das Spiel, GOG sei Dank, in der “Rayman Forever”-Fassung dort für ein paar Euro kaufen, dank DOSBox läuft es auf jedem halbwegs modernen PC auch heute noch prima. “Rayman Forever” erschien ursprünglich 1998 und enthält neben dem Hauptspiel noch den Leveleditor “Rayman Designer”, mit dem eigene Levels kreieren kann, sowie das Mappack “Rayman By His Fans”, eine Sammlung von Levels, die mit dem “Rayman Designer” erstellt und von der Community in einem Wettbewerb ausgewählt wurden. Leider mussten, um für diese Zugaben Platz auf der CD zu schaffen, das Intro und einige Musikstücke weichen, was sich nicht gerade positiv auf die Bewertungen bei GOG auswirkte. In den Foren finden sich aber Anleitungen und Downloads, die den vollen Umfang des Originalspiels wieder herstellen.

Ein Kommentar

  1. Ich finde ja nicht, dass es eine Schande ist, das erste Rayman nicht durchgespielt zu haben. Bei meinen Versuchen mit der PSOne Classic Version bin zumindest ich kläglich an dem hohen Schwierigkeitsgrad gescheitert, den man bei einem Spiel mit so putziger Optik gar nicht vermuten würde.

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