YesterPlay: Orguss (SG-1000, Sega, 1984)

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Auch eine Art Transformer: Vom Anime zum Videospiel

Box Art der europäischen Version von “Orguss” für SG-1000/SG-3000 (Quelle: smspower.org)

Ich mag ja bekanntlich Super Robots und Transformer, entsprechende Spiele haben da bei mir natürlich gleich mal einen dicken Stein im Brett. Allein deshalb musste ich mir “Orguss” natürlich auch mal anschauen, das 1984 exklusiv auf Segas erster, eher mäßig erfolgreicher Videospielkonsole SG-1000 erschien. Das Spiel, in dem man einen sich in ein Kampfschiff verwandelbaren Roboter steuert, ist übrigens eine Umsetzung der Anime-Serie “Super Dimension Century Orguss”, die in den frühen 80ern in Japan lief.

Die gute Seite

Im ersten Levelabschnitt kann man als Roboter die Bodengeschütze mit beherzten Tritten zerstören!

Auf den ersten Blick gefiel mir “Orguss” sehr gut. Grafisch war es, natürlich im zeitlichen Kontext gesehen, durchaus ansprechend, akustisch noch okay. Das Gameplay zeigte sich sogar überraschend komplex. Je nach Modus hatte der titelgebende Verwandlungskünstler Orguss nämlich unterschiedlichen Fähigkeiten. Als Kampfschiff bot er nur wenig Angriffsfläche und manövrierte recht flink, dafür blieb ihm der Bodenbereich verwehrt und er konnte nur langsam schießen. Im behäbigeren Robotermodus war er zwar leichter zu treffen, konnte sich dafür aber auf dem kompletten Bildschirm bewegen. Zusätzlich stand Dauerfeuer zur Verfügung und man konnte mit einem beherzten Tritt Geschütze auf dem Boden zerstören. Eigentlich gute Voraussetzungen für ein echt cooles Spiel!

Die schlechte Seite

Im zweiten Levelabschnitt geht es über dem Wasser zur Sache

Leider mangelte es dem Gameplay aber an zwei Dingen: Abwechslung und Zeit. Die Gegner hatten zwar recht willkürliche Angriffsmuster, tauchten aber immer nur in kleinen, sich wiederholenden Grüppchen auf. Das allein wäre noch verschmerzbar gewesen, aber leider gab es ein viel gravierenderes Problem: Das Zeitlimit war mit nur zweieinhalb Minuten so knapp bemessen, dass es kaum Sinn machte, den langsameren Robotermodus zu nutzen. Bestenfalls wenige Sekunden waren in dieser Form drin, sonst erreichte man den Endboss nicht mehr.

Der Bosskampf am Ende des dritten Abschnitts – wenn Euch vorher nicht die Zeit ausgeht

Schaffte man es doch und gelang es einem sogar noch, die acht angreifenden Bossgegner zu erledigen, startete das Spiel im gleichen Level einfach in die nächste Runde. Mit angriffslustigeren Gegnern, mehr Projektilen und mit feuernden Bodengeschützen zwar, echte Abwechslung war aber Fehlanzeige.

Was blieb also effektiv übrig? Man flog die meiste Zeit nur als Raumschiff ohne Dauerfeuer im oberen Bereich des Bildschirms umher und feuerte auf die immer gleichen 3-4 Gegner in den immer gleichen 3 Levelabschnitten. Klingt nicht mehr so cool, oder? War es auch nicht mehr, leider.

Orguss’ Gruß aus dem Orkus

Orguss in “Super Robot Wars Z” für die PS2

“Orguss” übernahm erst 2008 wieder eine recht zentrale Rolle in “Super Robot Wars Z” für die PS2, abgesehen davon verschwand er, wie Segas SG-1000 zuvor, in der Versenkung. Allerdings nicht ganz ohne Spuren zu hinterlassen: Obwohl das Spiel zwar kein direkter Vorgänger des populären “Transbot” auf dem Master System ist, wird es häufig als dessen geistiger Vorfahr betrachtet. 1986 erschien mit “Transformer” auch ein sehr ähnliches Spiel von Sega in den Spielhallen. In Japan wurde “Transbot” übrigens als “Astro Flash” veröffentlicht und 1990 wiederum auf dem Mega Drive als “Arrow Flash” fortgesetzt. 2018 erschien schließlich ein kostenloses HD-Fan-Remake von “Transbot”. So ganz ist “Orguss” also irgendwie nie aus der Videospielwelt verschwunden. Nur einen direkten Re-Release des Originalspiels gibt es nirgends. In Anbetracht des schnell schwindenden Spaßfaktors ein zu verkraftender Verlust.

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