YesterPlay: WWF WrestleMania (MS-DOS, Midway / Sculptured Software, 1997)

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Wrestling habe ich früher eine ganze Zeit lang echt gerne gesehen, besonders die Sendungen der WCW und der AAA. Die WWF (heute WWE) wurde zu der Zeit kaum frei empfangbar übertragen und YouTube & Co. gab es noch nicht, deshalb kannte ich deren Recken hauptsächlich aus den tollen Spielen. Die ich, ganz im Gegensatz zu Wrestling im TV, das ich wegen der üblen Skripte inzwischen einfach nicht mehr ertragen kann, auch heute noch absolut klasse finde!

WWF WrestleMania DOS Front Cover
Box-Art von “WWF Wrestlemania – The Arcade Game” für MS-DOS (Quelle: mobygames.com)

Um “WWF WrestleMania” machte ich jedoch lange Zeit einen Bogen, weil es im Freundes- und Bekanntenkreis überall als eher klassisches aber mittelmäßiges Prügelspiel denn als vollwertiges Wrestlingspiel verschrien war. Gerade das mochte ich an den Vorgängern, “WWF Royal Rumble” und “WWF Raw“, so: Dass sie sich eben nicht wie der x-te Klon von “Street Fighter 2” oder “Mortal Kombat” spielten. Und genau letzteres schien bei “WWF WrestleMania” Pate gewesen zu sein.

Irgendwann sah ich es aber dann auf einem Flohmarkt für fast kein Geld da liegen und konnte doch nicht mehr wiederstehen. Und darüber bin ich heute wirklich froh, denn “WWF WrestleMania” ist eine absolute Bombe von Spiel!

Erst geht es hart nach oben und dann ganz heftig nach unten: Der berühmte Chokeslam des Undertaker.

Ja, es ist tatsächlich eine kunterbunte Mischung aus Elementen klassischer Midway-Franchises wie z.B. “NBA Jam” und “Mortal Kombat” und eben der WWF, aber das Endergebnis klingt, spielt und präsentiert sich einfach herrlich spaßig! Schnelle und harte Action, krachende Specialmoves, rockiger Soundtrack, große und detaillierte Sprites, die schnell zu erlernende und sehr gut funktionierende Steuerung, lokaler Zwei-Spieler-Modus – näher konnte man echtem Arcadespaß daheim am PC damals kaum kommen!

Und das obwohl das Gameplay der DOS-Version etwas langsamer ist als das der Spielhallenversion, wodurch es auch ein bisschen einfacher wird. Es fehlen ein paar grafische Effekte (z.B. beim Chokeslam des Undertaker) und möglicherweise, da bin ich mir nicht sicher, auch ein paar Sprach-Samples. Dafür ist sie die einzige Version mit Hintergrundmusik, die auf einer CD-Rom ausgeliefert wurde, wenn auch nur in MIDI-Qualität. Weder in der Playstation- noch der Saturn-Version läuft Musik in den Matches. Das hatte übrigens technische Gründe: Weder die Musik, noch die vielen Sprachsamples hätten in die Hauptspeicher der Konsolen gepasst. Deswegen wurden die Samples von der CD nachgeladen, weshalb aber nicht gleichzeitig Musik davon abgespielt werden konnte. Das Problem hat die DOS-Version dank Festplatte nicht, dafür sehen die Konsolenvarianten ein wenig besser aus. Insgesamt kommt aber auch die DOS-Version sehr nahe an die Spielhallenvariante heran.

Die bunte aber überschaubare Riege der Wrestler

Gesteuert werden die 8 Wrestler dann auch tatsächlich ähnlich wie in klassischen Prügelspielen, es gibt beispielsweise Spezialattacken die mit Viertelkreisbewegungen und einer Taste aktiviert werden, aber auch Grapplingmoves wie aus anderen Wrestlingspielen, die meist mit einem doppelten Richtungs- und einem Tastendruck initiiert und dann nochmal mit einer ähnlichen Tastenkombination ausgeführt werden. Ein Joystick oder Gamepad mit bis zu 4 Tasten ist nutz-, aber leider nicht frei belegbar, man kann nur aus einigen Voreinstellungen wählen, von denen keine wirklich ideal ist: In der, die ich für mich nutze, muss man beispielsweise Button 2 und 3 zum Blocken zusammen drücken, die liegen aber bei einem modernen Gamepad links und rechts außen, so dass man fast zwangsläufig andere Tasten mit drückt. Aber das ist verschmerzbar, man kommt eh eher selten zum Blocken, gerade in den Matches gegen mehrere (bis zu 3) Gegner gleichzeitig werdet ihr eh die meiste Zeit von allen Seiten attackiert. Und in DOSBox lassen sich die Controller-Buttons ja auch neu belegen.

Nach so einer Attacke kann auch ein Bam Bam Bigelow ein paar Kleidergrößen kleiner tragen.

Der Schwierigkeitsgrad ist einstellbar und nimmt im Laufe eines Turniers spürbar zu, allein dadurch dass irgendwann mehr als ein Gegner zu bekämpfen ist. Auch das erinnert an die Endurance Matches aus “Mortal Kombat“. Im Finale des WWF Championship müsst ihr schließlich 8 Gegner nacheinander besiegen, bekommt aber für jeden Sieg ein ganz kleines bisschen Energie spendiert. Dass das selbst auf “Easy” nicht ganz einfach ist, kann man erahnen, wenn man im Video mal auf die Matchnummer achtet: Da habe ich einige Fehlversuche zwischendrin rausgeschnnitten, um das Video nicht unnötig lang zu lassen. 😉

And it burns, burns, burns, the ring of fire… BBBs Big Splash vom Ringpfosten zündet so richtig!

Der Nachfolger, “WWF In Your House”, erschien übrigens am PC noch vor “WWF WrestleMania”! Das Spielhallenoriginal kam nämlich bereits 1995 heraus und wurde noch im gleichen Jahr für Segas Mega Drive und 32X, sowie für Sonys Playstation portiert. 1996 folgten die Versionen für Segas Saturn und das Super Nintendo (ohne Bam Bam Bigelow und Yokozuna). Im gleichen Jahr wurde jedoch schon der Nachfolger zeitnah für PC, Saturn und Playstation veröffentlicht und so kam es am PC zu dieser kuriosen, verkehrten Reihenfolge, weil “WWF WrestleMania” erst 1997 für DOS umgesetzt wurde. Die Konsolenversionen des Spiels erschienen übrigens als “WWF WrestleMania: The Arcade Game”.

Leider wurde keines der beiden Spiele je wieder neu aufgelegt und vermutlich wird das schon allein des Namens wegen nicht mehr geschehen, da der World Wide Fund For Nature, ehemals World Wildlife Fund, das Kürzel “WWF” nch langem Streit mit der WWE inzwischen exklusiv benutzen darf. Und so können wir nur ein weiteres Mal froh sein, dass es da draußen so viele fähige Leute gibt, die uns mit diversen Emulatoren beglücken und so dafür sorgen dass Perlen wie “WWF WrestleMania” auch weiterhin spielbar bleiben!

Das Video ist eines der ältesten auf meinem Kanal, deshalb fehlt hier noch die grafische Gestaltung

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