Unter den wahrhaftig mehr als zahlreichen Comichelden hat es mir schon immer einer besonders angetan: Batman. Dabei hatte ich zu dieser Figur in meiner Kindheit und Jugend eigentlich kaum einen Zugang: Die Comics hatte hier damals kein Händler im Programm, abgesehen von Asterix, Tim & Struppi und Paperino (wie Donald Duck in Italien genannt wird) konnte ich als Stöpsel gerade mal einen (!) Spiderman-Comic mein eigen nennen. Die TV-Serie lief anfangs nur auf den Privatsendern (SAT1, von 1989 bis 1993), die ich mangels Sat-Schüssel und Kabelanschluss zu dieser Zeit noch nicht sehen konnte. Der Film “Batman hält die Welt in Atem” lief zwar erstmalig 1987 im ZDF, aber damals war ich gerade mal 7 und wie ich meine Eltern kenne, hielten die den sicher nicht für altersklassengerecht. Und da das kleine Kino in unserem Ort damals so gut wie keine Hollywood-Blockbuster zeigte, ging auch der zweite Film, der 1989 unter der Regie von Tim Burton in die Kinos kam, an mir vorüber, ohne dass ich überhaupt von seiner Existenz wusste. Immerhin hatte ich irgendwann mal genau eine Hörspielkassette von Batman, in deren Geschichte der Flattermann verhinderte dass der Joker mit einem Zeppelin “Terror in Gotham City”, so hieß die Folge, verbreiten konnte.
Wie kam es also, dass ich heute ein volles Bücherregal und jede Menge digitaler Comics über den dunklen Ritter und sämtliche Filme zu Hause habe? Woher kam dieser Einfluss, wenn die Print- und TV-Medien meiner Jugend offensichtlich auszuschließen sind? Na klar, natürlich von einem Videospiel, von was denn sonst? 😀
Denn auch wenn unser Kino damals kaum aktuelle Kinofilme aus den USA zeigte, hatte dafür eine unserer Videotheken oft relativ aktuelle Videospielmodule für meinen Mega Drive zum Verleih. Ihr kennt besagte Videothek ja bereits aus zahlreichen anderen meiner Beiträge. Und wie so oft kam ich auch hier wieder nur dank dieser Videothek in Kontakt mit meinem heute favorisierten Verbrechensbekämpfer: Im Spiel “Batman”, das Sunsoft 1991 für Mega Drive veröffentlichte.
Das Spiel ist eine Adaption des Films von 1989, dessen gesamte Story inklusive des Endes auch direkt im Vorspann nochmal in Textform erzählt wird. Spoiler: Batman gewinnt. Surprise, surprise! Aber bis es soweit ist, liegt ein langer, oft etwas steiniger Weg vor ihm…
Wie in den Comics ist Batmans bevorzugte Art der Kommunikation der direkte Kontakt, nämlich der seiner Faust mit dem Kiefer des Gegners. Entsprechend startet das Spiel als sehr geradliniges Beat’em Up, im ersten Level gilt es noch einfach von links nach rechts durch die regnerischen Straßen von Gotham City zu laufen und allen Bösewichten, bewaffnet oder nicht, die Nacht endgültig zu verdunkeln. Sprünge oder gar Saltos, die man per Doppeldruck auf die Sprungtaste (C) ausführen kann, sind hier noch völlig unnötig. Dito die Batarangs, die in begrenzter Anzahl vorhanden sind und mit der A-Taste geworfen werden können, um Gegner aus der Distanz zu treffen.
Bereits ab dem zweiten Level kommen dann aber Plattformelemente mit ins Spiel, die selbiges deutlich interessanter und anspruchsvoller machen. Nicht nur beide Arten von Sprüngen sind von nun an gefragt, auch der Bathaken, mit dem Batman sich auf höher gelegene Eben hochziehen kann, kommt ab jetzt bis zum Ende regelmäßig zum Einsatz. Am Ende jedes Levels erwartet einen ein dem Film entliehener Bossgegner, der eine bestimmte Taktik erfordert, wenn man nicht gerade genug Batarangs übrig hat um ihn einfach mit diesen Wurfgeschossen auszuschalten.
Aufgelockert wird die Dauerschlägerei durch zwei Level, in denen man in den, meiner Meinung nach, bis heute schönsten weil absolut ikonischen Fahrzeugen des Caped Crusaders Platz nehmen darf: Zuerst im Batmobil und später im Batwing (Nicht zu verwechseln mit dem “afrikanischen Batman” aus Batman Incorporated) gilt es, den überraschend großen Fuhr- und Flugpark des Jokers unter Einsatz von Maschinengewehren und zielsuchenden Raketen zu dezimieren. Hier weichen übrigens sowohl der Film als auch das Spiel von der Comicvorlage ab, denn eigentlich verwendet Batman prinzipiell keine letalen Schusswaffen oder tötet absichtlich. Ob man als Insasse eines explodierenden Autos oder Hubschraubers aber allzu viele Überlebenschancen hat, ist bestenfalls zweifelhaft…
Weniger Zweifelhaft ist die grafische Qualität des Spiels: Die handgezeichnete Grafik überträgt den düsteren Charme der fiktiven Metropole sehr stimmungsvoll ins Spiel. Die Sprites könnten gerne etwas detaillierter und vielleicht einen Hauch größer sein, andererseits kann es auch so stellenweise schon recht beengt im Faustkampf gegen Jokers Handlanger zugehen.
Die Steuerung funktioniert an sich tadellos, schnell hat man die wenigen aber ausreichenden Manöver drauf, einzig die Sprungattacken verkommen zum Glücksspiel: Prinzipiell ist es möglich, einem Gegner Schaden zuzufügen, indem man auf ihn drauf springt, eine beliebte Methode, die Batman auch in Film und Comic häufig einsetzt. Leider klappt das nur in gefühlt 30-40% aller Fälle, viel zu häufig ist Batman derjenige, der Schaden nimmt. Vielleicht stelle ich mich aber auch nur zu dämlich an, diese Möglichkeit will ich gar nicht ausschließen.
Ein absolutes Highlight des Spiels ist sein fantastischer Soundtrack. Die Musik basiert zwar nicht auf der des Films, man vermisst dessen Soundtrack von Danny Elfman aber keine Sekunde. Naoki Kodaka (heute Professor für Musik an mehreren Unis), der den Soundtrack komponierte und Shinichi Seya, der ihn auf den Mega Drive umsetzte, schufen einen sehr dynamischen und abwechslungsreichen Score, der häufig an den von z.B. Thunder Force 4 erinnert, nicht zuletzt dank des eigenen Sunsoft Audiotreibers, der einen ähnlichen Klang produziert. Wer gerne mal rein hören möchte, kann das direkt bei Zophar’s Domain tun.

Das Gameplay bleibt leider etwas hinter der tollen Grafik und dem superben Sound zurück. Hin und wieder stolpert man über etwas unfaire Stellen, die kaum oder gar nicht ohne Schaden zu nehmen zu meistern sind. Dass man in den späteren Levels nach nur zwei Treffern eines der spärlich verstreuten Leben verliert, wenn man nicht gerade das Glück hatte mit einem Herz die Energieleiste füllen zu können, macht es auch nicht gerade besser. Schon gar nicht, wenn man im vorletzten Level nochmal hintereinander gegen sämtliche Bosse, die zuvor bereits ihr Stelldichein gegeben hatten, antreten darf. Soviel sei verraten: Der letzte Endgegner des Spiels, Joker, ist mitnichten auch der schwerste des Spiels. Wohl dem, der vor dem Spiel 7 Continues statt nur 3 oder 5 ausgewählt hat! 😉
Trotz dieser gelegentlichen Ärgernisse ist “Batman” ein tolles, abwechslungsreiches Spiel, das nicht nur Fans des düsteren Flattermans gefallen dürfte. Sunsoft produzierte auch ein gleichnamiges Spiel für das NES und den GameBoy, diese unterscheiden sich aber recht stark von der Version für Segas 16-Bit-Konsole, die sich deutlich mehr am Film orientiert. Mich persönlich begeisterte das Spiel damals jedenfalls so sehr, dass ich es mehr als ein mal ausleihen musste. Und so stellte es wohl auch die Weichen in ein kleines Fanboytum, das bis heute andauert.
Leider ist das Mega-Drive-exklusive Spiel bis heute genau das geblieben. Es gab keine Portierung oder Neuveröffentlichung auf anderen Systeme, es ist heute also nur noch als Modul auf dem Gebrauchtmarkt zu bekommen. Wer die Gelegenheit hat, es zu ergattern, sollte sie nutzen, das Spiel verdient einen Platz in jeder Mega-Drive-Sammlung. Und das nicht nur wegen des Protagonisten. Überzeugt Euch in diesem kurzen Video doch selbst davon:
Die Mega Drive Version von Batman kannte ich noch nicht. Ich habe damals die C64 Version gespielt, sagen wir mal sie war….etwas abgespeckt 😉
Obwohl ich sagen muss, dass die Batmobil Passagen sogar etwas cooler waren, da man an den richtigen Kreuzungen abbiegen musste. Nicht aber blinken, anfahren und einbiegen, sondern mit Vollgas den Bathaken am Laternenmast eingehakt und so um die Ecke rasen. So wie es wir alle gerne mal machen würden 😉
Die C64-Version kenne ich wiederum nicht, aber mit Bathaken um die Kurve driften wäre definitiv näher am Film als die Shooter-Passagen der Mega-Drive-Version, obwohl die auch cool sind. Das Amiga-Spiel soll auch nicht übel sein, muss ich mir beide mal anschauen.